Liquidität einfach erklärt: Definition und Formel zur Berechnung

Das Wichtigste zur Liquidität

Was versteht man unter der Liquidität?

Liquidität ist die Fähigkeit, seinen Zahlungsverpflichtungen pünktlich und in vollem Umfang nachzukommen. Es stehen also ausreichend Zahlungsmittel zur Verfügung für Verbindlichkeiten, Konsum und Investitionen.

Was ist eine gute Liquidität?

Die Liquidität 2. Grades, also die Fähigkeit, kurzfristige Verbindlichkeiten zu decken, sollte 100 % bis 120 % betragen. Unterschreitet der Wert die 100 %, ist dies ein Anzeichen für ernstzunehmende Zahlungsschwierigkeiten. Was sich genau hinter der Liquidität 1., 2. und 3. Grades verbirgt, lesen Sie hier.

Welche Folgen hat eine mangelhafte Liquidität für Unternehmen?

Ist jemand nicht ausreichend liquide, wirkt sich nachteilig auf die Kreditwürdigkeit bzw. Bonität aus. Sie führt zu Zahlungsstockungen und im schlimmsten Fall zur Zahlungsunfähigkeit und Insolvenz des Unternehmens oder Verbrauchers. Auf jeden Fall sinkt das Vertrauen potentieller Geschäftspartner.

Was passiert bei zu hoher Liquidität?

In diesem Fall arbeitet das Unternehmen nicht rentabel genug, sprich: Es schöpft sein Potential nicht aus. Weil es vorhandene finanzielle Ressourcen nicht investiert, liegt das Vermögen gewissermaßen brach und verliert infolge der Inflation an Wert.

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Was ist Liquidität? Eine Definition

Was bedeutet Liquidität privat?
Was bedeutet Liquidität privat?

Eine Person oder ein Unternehmen ist dann liquide, wenn sie bzw. es über ausreichende finanzielle Mittel verfügt, um bestehenden Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.

Eine Privatperson muss liquide bleiben, um Rechnungen, Kreditraten und andere Verbindlichkeiten des alltäglichen Lebens begleichen und um gegebenenfalls notwendige Anschaffungen finanzieren zu können.

Deshalb ist eine kluge und vorausschauende Finanzplanung so wichtig. Wenn jemand beispielsweise sein ganzes Geld so anlegt, dass er nicht sofort darauf zugreifen kann, z. B. auf einem Festgeldkonto, schmälert dies seine Liquidität, weil diese Geldmittel eben nicht verfügbar sind.

Verbraucher sollten deshalb neben diesen Geldanlagen immer einen sofort verfügbaren Notgroschen parat haben. Drei Nettogehälter bilden eine gute Basis, allerdings hängt die Höhe der notwendigen liquiden Mittel auch immer von den eigenen Lebensumständen ab. Wer Kinder zu versorgen haben, benötigt in der Regel mehr Geld auf der hohen Kante als Singles. Das finanzielle Polster sollte auf jeden Fall reichen, um unvorhersehbare Kosten tragen zu können – beispielsweise für die Reparatur des Autos.

5 Tipps, wie Verbraucher ihre Liquidität verbessern

Die Liquidität gibt eine Erklärung darüber ab, ob jemand seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann.
Die Liquidität gibt eine Erklärung darüber ab, ob jemand seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann.
  1. Legen Sie sich unbedingt – wie oben erwähnt – ein finanzielles Polster an, auf das Sie jederzeit zugreifen können und das Ihnen im Notfall aus der Patsche hilft.
  2. Planen Sie Anschaffungen langfristig und beginnen Sie rechtzeitig, dafür zu sparen. So sind Sie liquide, wenn der Kauf unmittelbar bevorsteht und müssen dafür keinen Kredit aufnehmen.
  3. Vermeiden Sie Kredite und nutzen Sie diese Finanzierungsmöglichkeit nur, wenn es unbedingt nötig ist. insbesondere für Konsum wie den Kauf von Unterhaltungselektronik sind langfristige (Raten-)Kredite keine gute Lösung. Sie müssen lange Zeit für etwas zahlen, das innerhalb kürzester Zeit an Wert verliert.
  4. Verkaufen Sie Dinge, die Sie nicht mehr benötigen. Das verbessert nicht nur Ihre Liquidität. Sie befreien sich gleichzeitig von unnötigem Zeug.
  5. Investieren Sie Ihr Geld in verschiedene Anlageformen, um auch in Zukunft liquide zu bleiben. Setzen Sie dabei nicht nur auf konservative Geldanlagen wie Festgeld und Bausparverträge. Überlegen Sie sich, ob nicht vielleicht auch ETF für Sie in Betracht kommt.

Liquidität eines Unternehmens beurteilen: Die verschiedenen Liquiditätskennzahlen

Was gehört alles zur Liquidität? Geldmittel, eigene kurzfristige Forderungen und Warenbestände zählen dazu.
Was gehört alles zur Liquidität? Geldmittel, eigene kurzfristige Forderungen und Warenbestände zählen dazu.

Von besonderer Bedeutung ist die Liquidität für Unternehmen. Hier ist es in der Regel aufwendiger, einen Überblick über Kassenbestände, Guthaben auf Konten etc. zu behalten. Des Weiteren haben Unternehmen meist sehr viel höhere Ausgaben, etwa für Mieten, Rechnungen von Dienstleisterns oder Zulieferern sowie die Gehälter der Angestellten.

Wenn ein Unternehmen nicht mehr auf ausreichend liquide Mittel zugreifen kann, bleiben bestehende Verbindlichkeiten möglicherweise unerfüllt, sodass sich Schulden anhäufen. Im schlimmsten Fall rutscht das Unternehmen in die Zahlungsunfähigkeit und muss Regelinsolvenz anmelden. Deshalb ist es wichtig, dass die Verantwortlichen die Liquidität immer im Blick behalten.

Um die Liquidität eines Unternehmens beurteilen zu können, werden sogenannte Liquiditätsgrade bzw. -kennzahlen herangezogen. Sie zeigen auf, ob kurzfristige Verbindlichkeiten gedeckt sind. Für die Berechnung der Liquidität werden bestimmte Kapitalposten mit Vermögensposten in Beziehung gesetzt.

Liquidität 1. Grades für kurzfristige Verbindlichkeiten (Cash Ratio)

Mithilfe der Liquidität ersten Grades (auch Cash Ratio oder Barliquidität genannt) lässt sich ermitteln, ob das Unternehmen in der Lage ist, bestehende kurzfristige Zahlungsverpflichtungen mit seinen liquiden Mitteln zu decken. Dieser Liquiditätsgrad setzt flüssige Mittel wie Bargeld, Kassenbestände und Bankguthaben zu kurzfristigen Verbindlichkeiten ins Verhältnis.

Mit der folgenden Formel lässt sich die Liquidität berechnen:

Liquidität 1. Grades = (Flüssige Mittel / Kurzfristige Verbindlichkeiten) * 100

Liegt dieser Wert bei genau 100 %, so sind alle kurzfristigen Verbindlichkeiten vollständigen von den liquiden Mitteln gedeckt. Das Unternehmen kann diese also sofort vollständig bezahlen. Die ist zwar sehr sicher, führt aber auch dazu, dass das Unternehmen kein Geld investiert und dadurch nicht rentabel ist. Sprich: eine hundertprozentige Liquidität ist zu hoch. Stattdessen empfiehlt sich ein Liquiditätsgrad von etwa 20 %.

Liquidität zweiten Grades – die Einzugsliquidität

Bei der Liquidität zweiten Grades werden auch kurzfristige Forderungen betrachtet.
Bei der Liquidität zweiten Grades werden auch kurzfristige Forderungen betrachtet.

Beim Liquiditätsgrad 2 (auch Quick Ratio oder Einzugsliquidität genannt) wird die Liquidität 1. Grades um einen Faktor erweitert. Den kurzfristigen Verbindlichkeiten werden nun zwei Werte entgegengesetzt:

  1. die liquiden Mittel wie Bargeld etc. und
  2. die kurzfristigen Forderungen des Unternehmens für Lieferungen oder Dienstleistungen, die sich nicht ganz so schnell zu Geld machen lassen

Es geht also darum, ob das Unternehmen seine kurzfristigen Verbindlichkeiten mithilfe dieser beiden Posten begleichen kann.

Zur Berechnung dieser Art von Liquidität dient diese Formel:

Liquidität 2. Grades =
[(Flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen) / Kurzfristige Verbindlichkeiten] * 100

Der errechnete Wert sollte bei mindestens 100 % liegen, sodass sich sämtliche kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen aus liquiden Mitteln und eigenen Forderungen tilgen lassen.

Liquidität 3. Grades – die Warenliquidität

Die Liquidität dritten Grades (auch Warenliquidität oder Working Capital Ratio) beschreibt das Verhältnis zwischen Umlaufvermögen und kurzfristigen Verbindlichkeiten. Hier werden neben flüssigen Mitteln und eigenen kurzfristigen Forderungen auch eigene Vorräte berücksichtigt.

Zu den Vorräten zählen:

  • Rohstoffe
  • Betriebsstoffe
  • fertige und unfertige Produkte
  • geleistete Anzahlungen

Wenn also die flüssigen Geldmittel und kurzfristigen Forderungen nicht ausreichen, um kurzfristige Verbindlichkeiten zu tilgen, können hierfür die eigenen Vorräte herangezogen und zu Geld gemacht werden.

Liquidität 3. Grades =
[(Flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen + Vorräte) / Kurzfristige Verbindlichkeiten] * 100

Der Wert sollte zwischen 120 und 150 % liegen. Höhere Werten lassen darauf schließen, dass zu viel Ware gelagert wird und diese hohe Lagerhaltung die zu viel Kapital bindet. Niedrigere Werte weisen hingegen auf eine problematische Preisgestaltung hin. Dann muss unter Umständen ein Teil des Anlagevermögens verkauft werden.

Achtung! Die Liquiditätsgrade sind nur bedingt aussagekräftig, da sie unter anderem lediglich die Deckungsverhältnisse am Bilanzstichtag aufzeigen.

10 Tipps, wie Unternehmen ihre Liquidität verbessern können

Factoring, ein effektives Forderungsmanagement und Kostenreduzierung sind nur eine Maßnahmen, um die Liquidität zu verbessern.
Factoring, ein effektives Forderungsmanagement und Kostenreduzierung sind nur eine Maßnahmen, um die Liquidität zu verbessern.
  1. Erstellen Sie einen Liquiditätsplan und setzen Sie Prioritäten bei Ihren Ausgaben.
  2. Verhängen Sie gegebenenfalls einen Ausgabenstopp.
  3. Betreiben Sie Forderungsmanagement und Mahnwesen, um Ihre Außenstände zu senken. Erstellen Sie Ihre Rechnung sofort, wenn Sie Ihre Leistung erbracht haben und vereinbaren Sie klare Zahlungsziele. Lassen Sie sich gegebenenfalls von einem Inkassounternehmen unterstützen.
  4. Nutzen Sie Factoring und verschaffen Sie sich zusätzliche Gelder, indem Sie Ihre Forderungen verkaufen. Damit ersparen Sie sich auch das Forderungsmanagement.
  5. Reduzieren Sie Ihre Einkaufskosten, indem Sie bessere Konditionen mit Ihren Lieferanten aushandeln, beispielsweise Skonto, Mengenrabatte oder günstigere Preise.
  6. Leasen Sie Wirtschaftsgüter bzw. Fahrzeuge, anstatt diese zu kaufen.
  7. Reduzieren Sie Ihre Lager- und Warenkapazitäten, um weniger Eigenkapital zu binden. Überprüfen und mindern Sie Ihren Lagerbestand. Vielleicht lassen sich Waren auch vollständig „auf Kundenbestellung“ umstellen. Optimieren Sie Ihr Bestellwesen und bieten Sie Ihren Kunden Sonderverkaufsaktionen und Sonderangebote an.
  8. Besprechen Sie mit Ihrem Steuerberater, wie Sie mit Steuervorteilen Ihre Liquidität aufbessern können.  Nutzen Sie Freibeträge oder prüfen Sie, ob die Steuervorauszahlungen beim Finanzamt gesenkt werden können.
  9. Prüfen Sie Ihre Marketingmaßnahmen und streichen Sie – zumindest vorübergehend – jene Aktivitäten, die nur wenig zielführend sind. Dadurch senken Sie Ihre Kosten.
  10. Senken Sie Ihre Reisekosten, um Kosten und damit auch liquide Mittel zu sparen. Kundenbesuche lassen sich durch virtuelle Meetings ersetzen. Prüfen Sie auch, ob Messebesuche und ähnliche Veranstaltungen wirklich notwendig sind.

Wenden Sie sich gegebenenfalls an eine Schuldnerberatung für Unternehmen, wenn Sie dauerhaft in Zahlungsschwierigkeiten stecken und Ihnen eine Zahlungsunfähigkeit droht.

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Über den Autor

Franziska
Franziska L.

Seit 2017 verstärkt Franziska das Redaktionsteam von schuldnerberatung.de. In ihren Texten vermittelt sie Wissen rund um Schuldenabbau, Finanzen sowie Verbraucherschutz und beantwortet Fragen zur Insolvenz und Zwangsvollstreckung. Entsprechendes Fachwissen bringt sie aus ihrer juristischen Ausbildung mit.

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